Eine besondere Olive: Chemlali


Olivenbäume sind im Mittelmeerraum weit verbreitet, haben sich aber alle an die lokalen Bedingungen angepasst. Es handelt sich um sogenannte Kultivare, und eine davon ist die Chemlali. Die Chemlali ist auch als Chemlali de Sfax bekannt, was bereits einen klaren Hinweis auf ihre Herkunft gibt. Sfax ist eine Stadt in Tunesien.

Der Chemlali ist der am häufigsten angebaute Olivenbaum Tunesiens, und das aus gutem Grund: Der Chemlali hat sich perfekt an den Wassermangel angepasst. Selbst unter den sengenden Bedingungen der glühend heißen Sahara überlebt diese Sorte gut. Da die Temperaturen nachts bis zum Gefrierpunkt fallen können, ist der Chemlali auch relativ frostbeständig. Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass der Chemlali recht salztolerant ist, was sich ebenfalls als gute Überlebensstrategie erwiesen hat. Es ist eine sehr robuste Art, die bereits von den Phöniziern und Römern für ihr köstliches Olivenöl geschätzt wurde.
Die Chemlali-Olivenbäume können enorme Größen erreichen. Erzählungen zufolge kann ein einzelner Olivenbaum pro Ernte bis zu zwei Millionen Oliven liefern, die zusammen bis zu 1.000 Kilo wiegen können. Nimmt man dann aber den Taschenrechner zur Hand und berechnet, wie viel eine solche Olive pro Stück wiegen muss, kommt man zu einem etwas überraschenden Ergebnis: Es handelt sich lediglich um eine sehr kleine Olive.

Die geringe Größe lässt sich leicht erklären, denn eine Olive ist botanisch gesehen eine Beere. Da der Baum sehr sparsam mit Wasser umgeht, musste sich auch die Olive anpassen und reift mit sehr wenig Fruchtfleisch um den Samen herum. Viele glauben, Beeren müssten süß sein, um Vögel zum Fressen zu verleiten, doch das ist nicht die offizielle Definition einer Beere. Eine Beere ist lediglich eine Hülle zum Schutz des Samens, und das gilt auch für die Olive.

Der chronische Wassermangel führt übrigens auch dazu, dass der Chemlali nur langsam reift und sich schließlich zu einem tiefen Purpur verfärbt.

Die begrenzte Größe des Chemlali erschwert die Gewinnung von ausreichend Olivenöl aus der üppigen Olivenernte. Das native Olivenöl extra des Chemlali hat einen weichen, leicht fruchtigen Geruch und Geschmack. Hinzu kommt eine angenehm bittere Note, gefolgt von einem vertrauten Pfeffergeschmack im Rachen.

In Sachen Zusammensetzung fassen wir uns kurz, denn auch die Chemlali produziert super gesundes Olivenöl mit einem Gehalt von 55 bis 59 Prozent der sehr gesundenÖlsäure . Dieses Olivenöl eignet sich hervorragend für Dressings, kann aber auch als Öl zum Braten verwendet werden. Wobei ich Letzteres für ein gutes Olivenöl etwas verschwenderisch finde.