In der Natur verläuft alles in seinem eigenen Tempo. Das gilt auch für Oliven. Lässt man Oliven lange genug am Baum hängen, reifen sie und ihre Farbe verändert sich auf natürliche Weise von Grün über dunkles Rotbraun bis hin zu dunklem Purpurschwarz. Die endgültige Farbe hängt von der Sorte der gepflanzten Olive ab. Lässt man sie zu lange hängen, werden die Oliven weich und drohen zu faulen. Die Kunst besteht daher darin, Oliven genau zum richtigen Zeitpunkt zu ernten.

Doch in unserer schnelllebigen Welt muss alles schneller gehen, denn das bringt Geld. Viele Olivenproduzenten wollen oder können nicht auf den richtigen Moment warten und haben sich einen Trick ausgedacht: Sie ernten die Oliven, wenn sie noch fest und grün sind und behandeln sie anschließend künstlich.

Oliven sind nach der Ernte nicht sofort essbar. Um sie genießbar zu machen, müssen die Oliven durchschnittlich fünf bis sechs Monate in Salzwasser eingelegt werden. Für den durchschnittlichen Olivenproduzenten ist das natürlich etwas zu lang. Es gibt eine viel schnellere und günstigere Methode, Oliven essbar zu machen: Die Oliven werden mit Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt, behandelt. Diese „Behandlung“ entfernt den bitteren Geschmack der Olive sehr schnell. Ein Prozess, der früher mehrere Monate dauern würde, dauert heute in der Fabrik nur noch wenige Minuten. Natriumhydroxid ist sehr ätzend und kann schwere Verätzungen verursachen. Es ist als Abflussreiniger im Baumarkt erhältlich.

Im nächsten Schritt werden die grünen Oliven in ein Bad gelegt, in dem die Eisenverbindung Eisengluconat (E579) gelöst ist. Das Eisen lässt die Olive schnell „rosten“ und verleiht ihr eine schöne, gleichmäßige schwarze Farbe, die noch dunkler ist, als sie in der Natur jemals erreicht werden könnte.
Um ein Kilo Oliven zu färben, werden nur 15 Milligramm Eisengluconat benötigt. Eisengluconat ist eine Eisenform, die der Körper leicht aufnehmen kann und in geringen Mengen ungiftig ist. Es ist sogar für die Bildung roter Blutkörperchen notwendig. Ihr Hausarzt kann es Ihnen daher bei Anämie infolge von Eisenmangel, beispielsweise durch Blutverlust oder Schwangerschaft, verschreiben .

Aber der Punkt ist, dass man der Natur nicht ihren Lauf lässt. Eine schwarze Schale bedeutet nicht unbedingt, dass die Olive genau richtig schmeckt. Deshalb ist es so erfrischend, dass die meisten tunesischen und griechischen Oliven ihre dunkle Farbe haben, weil die Bauern ihre Arbeit noch immer traditionell und mit Liebe zur Natur verrichten. Schließlich lässt sich die Natur nicht hetzen.

Übrigens, habe ich Ihnen schon erzählt, dass die meisten spanischen grünen Oliven, die heute hauptsächlich in runden Plastikbehältern im Supermarkt verkauft werden, meist auch kosmetisch gefärbt sind? Ihre frische grüne Farbe ist viel zu oft das Ergebnis eines Bades mit dem grünen Farbstoff Chlorophyll (E140), der in großem Maßstab aus Brennnesseln und Gräsern gewonnen wird. Übrigens gibt es auch rote Oliven

in Italien. Auch das traurige Ergebnis einer Farbstoffbehandlung. Unser Tipp: Gönnen Sie sich ein Glas Wein und warten Sie in Ruhe, bis die Natur ihre Schöpfungen vollendet hat. Lassen Sie es ruhig angehen.

Darin liegt die Perfektion der Natur in ihren Kreationen. Ralentir.